Um sich zu kennen, muss man sich begegnen

Ein wichtiges Element der Aktivitäten der GdpN-Sąsiedzi ist die Begegnung zwischen Deutschen und Polen. Dafür organisieren wir z.B. Ausflüge nach Polen, in deren Fokus Gespräche mit Menschen stehen.

In diesem Geiste verwirklichte ich als Vorsitzender der GdpN-Sąsiedzi meinen schon lange gehegten Gedanken, polnische Schülerinnen und Schüler zu besuchen und ihnen die Möglichkeit zu geben, mal einen Deutschen unmittelbar kennenzulernen. Aufgrund persönlicher Kontakte kam die Integrationsgrundschule Nr. 5 (Szkoła Podstawowa Integracyjna Nr. 5, im. Żólnierzy Armii Krajowej, Batalionów „Krawiec“ / NSZ „Mączyński“), imWarschauer Vorort Konstancin-Jeziorna infrage.

Da passt es sehr gut, dass ich in Warschau war und die Schule gerade die Woche der Berufsberatung geplant hatte. Diese konnten wir zum Anlass nehmen, um am 28. Januar 2020 über Berufe in Deutschland, aber auch über das politische System, gesellschaftliches Engagement und die deutsch-polnischen Beziehungen zu reden.

Im Büro des Gesandten nach einem HintergrundgesprächBesonders hilfreich war der gute Kontakt zum Gesandten der Deutschen Botschaft, Knut Abraham. Auch wenn meine Anfrage sehr kurzfristig kam, so unterstützte er das Vorhaben. Zur Veranstaltung begleitete mich dann die Mitarbeiterin der Kulturabteilung der Botschaft, Joanna Janecka.

Gemeinsam gestalteten wir die Veranstaltung so, als hätten wir schon ewig zusammengearbeitet. Eine wirklich tolle Zusammenarbeit! Während ich über meinen Beruf sprach, beantwortete Joanna Janecka Fragen über den diplomatischen Dienst.

Für mich war es eine besondere Herausforderung, da die Veranstaltung in Polnisch lief. Am Ende hat alles ganz gut geklappt.

Wir müssen einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben, denn am Ende wurden die begleitenden Lehrerinnen von Schülern gefragt, ob sie nicht Deutsch lernen könnten.

Die Schule reflektierte unseren Auftritt auch auf ihrer Facebook-Seite, hier in Auszügen dargestellt:

…Außergewöhnliche Gäste im Rahmen der Woche der Berufsberatung. Es besuchten uns: Frau Joanna Janecka von der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft und Herr Christian Schmidt, Kriminalbeamter aus Potsdam und gleichzeitig Vorsitzender der Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft – Sąsiedzi e.V. An der Veranstaltung nahmen Schüler der siebten und achten Klassen teil….

Die Schüler stellten unseren Gästen Fragen zu ihren Berufen, den Bildungsgang, deutsch-polnische Zusammenarbeit und auch zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen Polen und Deutschland.

Am Schluss der Veranstaltung bedankten sich beide Seiten und tauschten Andenken aus. (Jeder Schüler erhielt ein Andenken von der Deutschen Botschaft). Der Schuldirektor, Herr Artur Krasowki bedankte sich bei den Gästen für die durchgeführte interessante Veranstaltung in der Schule.“ (Agnieszka Halicka)

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei der Deutschen Botschaft, insbesondere bei Knut Abraham und Joanna Janecka. Ebenso bei den Kraftfahrern der Botschaft, die uns zum Ort brachten. Ich bedanke mich aber auch bei Agnieszka Halicka für ihren energievollen Einsatz sowie beim Direktor der Schule, Artur Krasowki, ohne dessen Einverständnis diese Veranstaltung so nicht möglich gewesen wäre.

Nicht zu vergessen geht mein Dank auch an die Schülerinnen und Schüler, die Interesse an dieser Veranstaltung zeigten.

Polen begegnen – gemeinsam feiern

+++(01.02.2020) Alle Tickets für die Lesung und das Buffet sind ausverkauft.. Wer noch Lust auf die polska impreza hat und auf die Lesung bzw. das polnische Buffet verzichten kann, hätte noch die Chance zum ermäßigten Preis von 10 Euro bei polnischer, deutscher und sonstiger Partymusik zu tanzen. Es wird auch polnische Biere geben. Beginn: 21 Uhr.+++

Unter dem Motto „Polen begegnen und gemeinsam feiern“ haben wir, nach langer Zeit mal wieder, einen polnischen Abend in Potsdam organisiert.

Der Schriftsteller Tomasz Różycki aus Opole wird aus seinen Werken auf Polnisch lesen. Natürlich werden die Texte auch auf Deutsch dargeboten.
Ein polnisches Buffet (nur nach Anmeldung und Überweisung des Eintrittspreises bis zum 29.01.2020) folgt. Ohne Buffet kostet der Eintrittspreis 10 Euro.

Nach dem Buffet wird gemeinsam gefeiert bei polnischer, deutscher und anderer Musik.
Die Kapazitäten der Räumlichkeiten sind begrenzt.
Anmeldungen ausschließlich über christian.schmidt@gdpn-sasiedzi.org
Anmeldungen mit Buffet werden erst wirksam nach Überweisung des Preises.

Der Abend wird (finanziell) getragen durch: GdpN-Sąsiedzi e.V., sans titre e.V. sowie BBAG e.V. (inkl. Opole Club) und durch viel ehrenamtliches Engagement.

Deutsch-polnische Gespräche am 9. Januar

Fliegender Holländer

Wir starten mit einem besonders interessanten Gast in die Serie der monatlich stattfindenden deutsch-polnischen Gespräche in Potsdam.

Wir freuen uns auf Wolfgang Templin. Wolfgang Templin war DDR-Oppositioneller, Mitbegründer von Bündnis 90 (später Bündnis 90/Die Grünen), Autor und Publizist. Und er ist bereits seit den 1970er Jahren mit Polen sehr stark verbunden.

Was ihn mit Polen verbindet und wie sich das auf sein Leben ausgewirkt hat und noch auswirkt, darüber reden wir mit Wolfgang Templin.
Wir laden ein zum Zuhören und Mitdiskutieren.

Wann? 09.01.2020, 19 Uhr
Wo? Restaurant „Zum Fliegenden Holländer“, Benkertstr. 5, 14467 Potsdam (im Herzen des Holländerviertels)

Wir bitten darum: Die Platzzahl ist begrenzt. Wer nicht regelmäßig zu den Gesprächen kommt, der möge sich bitte zuvor anmelden, so dass wir versuchen können, einen größeren Raum zu bestellen.

Eine Verbindung zwischen Polen und Deutschen, Geschichte und Gegenwart – GdpN-Sąsiedzi e.V.

Bekanntmachtung des Todesurteils

Die Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft – Sąsiedzi e.V. dürfte eine der wenigen deutsch-polnischen Vereine sein, die in Deutschland und Polen Mitglieder haben. Diese strukturelle Vernetzung schafft intensiviere Kontakte, die einen intensiven Austausch zu verschiedensten Anlässen ermöglichen.
Im Schwerpunkt haben wir Mitglieder in und um Poznań, aber auch in Warschau und Breslau.
Der letzte Besuch der Posener Gruppe fand auf dem Spargelhof Klaistow statt. Hier fragte Jarek Stefański den Vorsitzenden der GdpN, ob er ihm nicht helfen kann, mehr über seinen Onkel Hieronim Jędrusiak herauszufinden. Viel war nicht bekannt. Lediglich der Verurteilungsort Zwickau und der Ort der 1942 erfolgten Hinrichtung Dresden.
Die Recherche begann und am Ende konnte mehr über Hieronim herausgefunden werden, als anfänglich zu erwarten war.
Eine spannende Geschichte, wie sich Geschichte und Gegenwart verbinden und gemeinsam die Zukunft geschrieben wird. Eigentlich ein guter Stoff für einen Dokumentarfilm zumal eine hochbetagte Schwester von Hieronim noch lebt.

Die Gedenkstätte Münchner Platz in Dresden schrieb in einem Artikel darüber wie folgt:

Angehörige des in Dresden hingerichteten Hieronim Jędrusiak besuchen die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
10.12.19

Als Jarosław Stefanski sich an die Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft – Sąsiedzi e.V. wandte, um Näheres über seinen in Dresden hingerichteten Onkel herauszufinden, stellte deren Vorsitzender der den Kontakt zur Gedenkstätte Münchner Platz Dresden her.

Besucher der Gedenkstätte
Angehörige und Freunde des Hingerichteten Hieronim

Am 2. Dezember 2019 war es dann soweit: Gedenkstättenleiterin Birgit Sack durfte Mitglieder der Familie von Hieronim Jędrusiak aus drei Generationen in Dresden begrüßen.

Der junge Pole war im Alter von nur 21 Jahren am 24. August 1942 in Dresden hingerichtet worden. Er gehörte zu einer Gruppe von sieben jungen Männern, die sich im Frühjahr 1940 in Poznań gebildet hatte. Einige, darunter Hieronim Jędrusiak, hatten dasselbe Gymnasium besucht, bevor es von den deutschen Besatzern geschlossen wurde. Für eine überregional wirkende polnische Widerstandsgruppe fertigten die Mitglieder der Gruppe u.a. Skizzen von Gebäuden in der Altstadt von Poznań an, die von der deutschen Wehrmacht genutzt wurden. Bereits im September 1940 wurden die Sieben verhaftet.

Über Haftstationen im Gestapogefängnis Fort VII in Poznań, in Wronki und Berlin-Neukölln kamen die Jugendlichen nach Zwickau. Dort verurteilte das Oberlandesgericht Posen sie im Juli 1942 zum Tode. Zur Urteilsvollstreckung wurde die Gruppe nach Dresden verbracht. Am 24. August 1942 um 20.30 Uhr wurde das Todesurteil im Richthof des Dresdner Landgerichts vollstreckt.
Einem Rundgang am historischen Ort und in der ständigen Ausstellung schloss sich ein Besuch des Neuen Katholischen Friedhofs in Dresden an, wo die sterblichen Überreste der Sieben am 24. August 1942 bestattet wurden. Im Juni 1999 sprach Papst Johannes Paul II. fünf von ihnen in Warschau selig.
Gedenkstein für die SeliggesprochenenAn sie wird in einer Grab- und Gedenkanlage auf dem Friedhof namentlich erinnert. Die Frage der Familie, warum Hieronim Jędrusiak nicht in das Seligsprechungsverfahren einbezogen wurde, konnte Dr. Birgit Sack nicht mit Sicherheit beantworten.

Jarosław Stefanski äußerte den Wunsch, dort eine zusätzliche Gedenktafel mit dem Namen seines Onkels anzubringen. Die Leiterin der Gedenkstätte versprach, sich dafür einzusetzen. Sie freute sich besonders über ein Foto von Hieronim Jędrusiak, das nun Eingang in die ständige Ausstellung finden soll.“ (Die Nutzung des Textes erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden)

Christian Schmidt

Deutsch-polnische Gespräche in Potsdam am 5. Dezember 2019

Fliegender Holländer

Die letzten deutsch-polnischen Gespräche in diesem Jahr stehen wieder im Zeichen der Literatur und der persönlichen Perspektiven auf die eigene Geschichte.
„Kindheit in Deutschland / Kindheit in Polen“ ist eine Anthologie von persönlichen Geschichten.
An diesem Abend werden Justyna Fijałkowska und Heinrich von der Haar sozusagen aus ihren Leben lesen. Dabei geht es nicht zwingend um Biografien, sondern um Verarbeitung der eigenen Erfahrungen.

Die beiden Perspektiven unterscheiden sich nicht nur durch die Herkunft, sondern auch durch die Generationen: Justyna, Jahrgang 1978 ist in Toruń geboren, Heinrich von der Haar, 1948 im Münsterland.

Aber vielleicht unterscheiden sich die Perspektiven von Kindern auch garnicht so sehr. Wir sind gespannt, werden darüber diskutieren und laden herzlich ein, mitzudiskutieren.

Wann? 05.12.2019, 19 Uhr
Wo? Restaurant „Zum Fliegenden Holländer“, Benkertstr. 5 (im Herzen des Holländerviertels), 14467 Potsdam.

 

16. Sternenmarkt – weihnachtliche Begegnung mit Polen in Potsdam – Wir sind dabei

Nunmehr sind wir schon das 7. Mal auf dem Sternenmarkt präsent. Es macht immer wieder Spaß, mit den Menschen zu reden und sie einzuladen, Polen näher kennenzulernen.

Der Sternenmarkt lädt bereits zum 16. Mal mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre ein, die weihnachtlichen Traditionen unseres Nachbarlandes Polen zu erleben und landestypisches Kunsthandwerk und Spezialitäten zu entdecken. Polnische Künstler und Kunsthandwerker werden an über 60 Markständen ihre phantasievollen und kreativen Arbeiten anbieten. Von traditionellem Weihnachtsschmuck über Holzschnitzereien, Keramik, Körbe bis hin zu Lederwaren, Glaskunst und Schmuck. Die Genießer polnischer Spezialitäten erwartet eine reiche Auswahl an Süßem sowie Herzhaftem.

Der Sternenmarkt wird durch ein buntes Bühnenprogramm für Jung und Alt mit 15 Musik- und Theatergruppen und über 100 Künstlern begleitet.

Höhepunkte werden in diesem Jahr die Konzerte von Folkgruppen BUM BUM ORKeSTAR, Radical Village und Buraky sein. An der Programmgestaltung werden außerdem Chöre, Theater- und Trachtentanzgruppen sowie Zirkus- und Straßenkünstler teilnehmen.

Informationen über touristische Angebote in Polen, über Sprachangebote und die Arbeit von deutsch-polnischen Vereinen aus Berlin und Brandenburg wird es in der historischen Gewölbehalle des Kutschstalls geben.

Das alles wird vor der wunderbaren Kulisse des Kutschstallhofs und des Neuen Marktes in historischer Mitte Potsdams stattfinden. (Quelle: HBPG) 

Alle Infos zu Öffnungszeiten und Programm finden Sie hier: http://www.hbpg.de/sternenmarkt.html

Unser Stand befindet sich in der Halle mittig auf der rechten Seite.

Bei uns können Sie dort schon Eintrittskarten für unseren polnischen Abend am 15.02.2020 erwerben. An diesem Abend erwartet Sie etwas für Leib, Seele und Bewegung durch Musik!

Herzlich willkommen!

Deutsch-polnische Gespräche in Potsdam am 7. November 2019

Fliegender Holländer

Lesung und Diskussion

Die letzten zwei deutsch-polnischen Gespräche in diesem Jahr stehen im Zeichen der Literatur. Ein besonderes Highlight steht uns am 7. November bevor: Prof. Dr. Brygida Helbig-Mischewski ist zu Gast.

In ihrem wunderbaren Buch „Kleine Himmel“ setzt sie sich mit ihrer Familiengeschichte auseinander. Prof. Monika Wolting (Universität Breslau) führt in einer Rezension dazu aus: „Die Protagonistin – die fast 50-jährige Zuzanna, Tochter von Willi Keller alias Waldek Keler – begibt sich auf die schmerzhafte Suche nach der eigenen Identität und nach ihrer Familiengeschichte. Zuzanna lebt in London, ist geschieden, hat eine Tochter namens Milena und steckt vermutlich in einer schwierigen Lebensphase, „sie litt an Kraftlosigkeit und Traurigkeit“. Die Suche nach den eigenen „Wurzeln“ stellt für sie eine Form von Therapie gegen die depressive Verfassung dar. “ (Quelle: literturkritik.de – Der blinde Fleck in den kleinen Himmeln – Brygida Helbig erzählt über deutsch-polnische Identitäten)

Wir erwarten eine interessante Lesung mit einer spannenden Diskussion. und hoffen, das Kapitel der Deutschen in Galizien den Zuhörern und Mitdiskutierenden näher zu bringen.

Wann? 7. November 2019, 19 Uhr
Wo? Restaurant „Zum Fliegenden Holländer“, Benkertstr. 5, 14467 Potsdam (im Herzen des Holländerviertels)

Sie sind herzlich eingeladen. Um Voranmeldung wird aus Kapazitätsgründen gebeten. Bitte um eine kurze Mail an christian.schmidt@gdpn-sasziedzi.org

 

Pressemitteilung zum Koalitionsvertrag 2019 in Brandenburg

Logo GdpN

Pressemitteilung zum Koalitionsvertrag Land Brandenburg im Jahr 2019

Der Koalitionsvertrag, eine gute Basis für die brandenburgisch-polnischen Beziehungen, mit Herz und Verstand umgesetzt, wird es ein Meilenstein

Die Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft Sąsiedzi e.V. begrüßt den Vertrag der Koalitionspartner SPD, CDU und Die Grünen in Brandenburg. Die vorgesehene Einrichtung eines Polen-Beauftragten der Landesregierung ist ein längst überfälliger Schritt, um die vielen Bemühungen im Land zu einer starken Entwicklung zu führen. Wir fordern, dass der oder die künftige Beauftragte schon über Erfahrungen in diesem Themenfeld verfügt, sich mit Engagement hervorgetan hat, über interkulturelle Kompetenz verfügt und im Mindestmaß polnisch spricht. Personen einzusetzen, die lediglich mit einer Funktion versorgt werden müssen, wäre kein gutes Signal für die polnischen Partner.

Die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Bemühungen im deutsch-polnischen Austausch ist in dieser Form wegweisend. Damit wird das Engagement der Zivilgesellschaft gewürdigt und bestärkt, die deutsch-polnische Begegnung weiter zu entwickeln.

Wir fordern jedoch, dass diese positiven Ziele auch finanziell unterstützt werden. Es müssen zusätzlich strukturelle Mittel zur Verfügung stehen, auf die die Zivilgesellschaft zurückgreifen kann, ebenso aber auch die einzelnen Ressorts der Ministerien. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die deutsch-polnischen Beziehungen anderen, ressortinternen Zwängen zum Opfer fallen.

„Mit Herz und Verstand umgesetzt, kann der Vertrag tatsächlich ein Meilenstein sein, wie die in der Brandenburgischen Verfassung verankerte Zusammenarbeit mit Polen als Verfassungsziel.“, sagt Christian Schmidt, Vorsitzender der Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft – Sąsiedzi e.V. (GdpN-Sąsiedzi e.V.)

 

Auszug aus dem Koalitionsvertrag: Seiten 25/26

Polen

Um dem besonderen Auftrag der brandenburgischen Landesverfassung gerecht zu werden, ist die Kooperation von Brandenburg mit seinen polnischen Nachbarwojewodschaften besser zu koordinieren und weiter zu intensivieren. Hierfür wird die Koalition eine einheitliche Strategie entwerfen und die Funktion einer oder eines Beauftragten für Brandenburgisch-Polnische Beziehungen einrichten. Diese Funktion wird der Staatssekretärin bzw. dem Staatssekretär im Ministerium für Europa übertragen.

Die Koalition wird die Zusammenarbeit zwischen brandenburgischen und polnischen Bürgerinnen und Bürgern weiter intensivieren, insbesondere im Rahmen von kommunalen Partnerschaften und grenzüberschreitender Zivilgesellschaft und Initiativen. Das bildungspolitische Instrument der Gedenkstättenfahrten nach Polen soll ausgebaut und auf Gedenkorte der polnischen Geschichte erweitert werden.

In besonderem Maße tragen die Doppelstädte an der deutsch-polnischen Grenze und die Metropolregion Stettin zum Zusammenwachsen bei und sollen künftig stärker bei wegweisenden und innovativen Projekten für die Grenzregion durch die Landesregierung unterstützt werden. Wir begrüßen die Überlegungen der Doppelstadt Słubice/Frankfurt (Oder), sich als Kulturhauptstadt Europas für zu bewerben und sind bereit, diesen Prozess zu unterstützen.

Die Zusammenarbeit von polnischen und deutschen Einsatzkräften wollen wir verstärken, um bei grenzüberschreitender Kriminalität schnell reagieren zu können. Auch die Kooperationen im Katastrophenschutz und bei medizinischen Notfällen wollen wir verstetigen und ausbauen.

Die grenzüberschreitenden Angebote des VBB sind in Kooperation mit den benachbarten Wojewodschaften zu vertiefen. Alle Verkehrswege zwischen Brandenburg und Polen sollen offensiv weiter ausgebaut werden.

Die Koalition wird den Immersionsansatz in Kitas besonders unterstützen, der Kindern im Rahmen des „Eintauchens“ in die Nachbarsprache einen leichten Zugang zur Sprache ermöglicht. Die Koalition wird im Rahmen der Erarbeitung des geplanten Mehrsprachigkeitskonzeptes den notwendigen Bedarf ermitteln, um die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen hierfür abzusichern, inklusive der Lehramtsausbildung. Die Gründung deutsch-polnischer Schulen wollen wir ermöglichen, Europaschulen wollen wir stärker unterstützen. Zudem ist eine bessere Vernetzung von Schulen, Hochschulen und Weiterbildungsträgern notwendig. Wir wollen die Kooperation zwischen Hochschulen in Brandenburg und Polen ausbauen.

„Migration und Gute Arbeit“ bringt Probleme polnischer Arbeitnehmer an das Tageslicht – Besuch eines Brandenburger Beratungsprojektes

Sąsiedzi heißt auf Deutsch Nachbarn. Als Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft – Sąsiedzi e.V. gilt dieses Wort nicht nur im zwischenstaatlichen Sinne. Es heißt auch, mal zu schauen, wo die Probleme zwischen den deutsch-polnischen Nachbarn hier im Land liegen.

In diesem Sinne trafen wir uns vor einiger Zeit mit dem Amtsdirektor von Gartz, Frank Gotzmann, und mit dem Berliner Projekt „Polnischer Sozialrat / Polska Rada Społeczna“.

Wir, Christian Schmidt und Jarosław Górski als Vertreter von Sąsiedzi, trafen uns nun mit Joanna Hubert und Magdalena Stawiana. Beide arbeiten in der Fachstelle für Migration und Gute Arbeit Brandenburg.

Was bedeutet gute Arbeit, haben wir uns gefragt? Geht es hier um die Frage: wie finde ich meine Berufung? Wie kann ich viel Geld verdienen? Nein, so ist es nicht. „Gute Arbeit bedeutet für uns, dass die rechtlichen Grundlagen der Arbeit beachtet werden und Arbeit ohne Ausbeutung, zu fairen Arbeitsbedingungen gestaltet wird.“ klärt Magdalena Stawiana auf. Es geht um. Das ist doch der Standard, dachten wir. Die Erfahrungen der Fachstelle zeigen, dass das nicht immer der Fall ist.

Joanna Hubert und Magdalena Stawiana bieten als Muttersprachlerinnen in der Fachstelle ratsuchenden Polinnen und Polen Beratung in Sachen Arbeitsrecht sowie Unterstützung in Fällen von Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung.

Die Fachstelle für Migration und Gute Arbeit Brandenburg mit Sitz in Potsdam berät auch in Frankfurt an der Oder sowie mobil in ganz Brandenburg – vertraulich, kostenlos und unabhängig von Staatsangehörigkeit, Aufenthaltsstatus, Zugehörigkeit zu Gewerkschaften und Arbeitserlaubnis. Bei Fragen zum Lohn, dem Arbeitsvertrag, Kündigung, Arbeitsschutz, Sozial- und Rentenversicherung und vielen anderen Themen rund um die Arbeit versucht die Fachstelle eine arbeitnehmerorientierte Lösung zu finden. Sie bietet aber ebenso Schulungen für Multiplikatoren an und Vernetzung regionaler Akteure. Sie organisiert auch Infoaktionen für migrantische Arbeitnehmer*innen in verschiedenen Branchen, wie Landwirtschat oder Transport. Gefördert wird die Fachstelle durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg.

Die Fachstelle berät in polnischer, deutscher, englischer, russischer, französischer Sprache, in Arabisch und.

Gleichzeitig bietet ihr Erfahrungsschatz Möglichkeiten der Beratung für die Brandenburger Landespolitik.

Wie verhält es sich nun bei den polnischen Migrant*innen und guter Arbeit im Sinne der Fachstelle? Naturgemäß wenden sich nur Menschen an die Fachstelle, die Probleme haben. Insofern besteht in der Fachstelle keine Übersicht über die insgesamte Lage der polnischen Migrantinnen und Migranten.  Jedoch ist klar festzustellen, dass manche Arbeitgeber jedes Mittel nutzen, um Geld zu sparen. Dazu nutzen sie die häufig nicht ausreichende Kenntnis der deutschen Sprache bei migrantischen Kolleg*innen, aber auch ihre Unkenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland aus. Und das passiert unabhängig von der Herkunft der MigrantInnen.

Hier helfen dann Joanna Hubert und Magdalena Stawiana weiter. Der Stellenansatz ist gering, wenn man bedenkt, dass Polinnen und Polen die größte  Einwanderergruppe aus dem europäischen Raum in Brandenburg ist.

Zu bedenken ist, dass sich nur Migrant*innen an sie wenden, die davon Kenntnis haben. So werden viele Anfragen erst dort gestellt, wenn die beiden die Flyer der Fachstelle mit Informationen verteilt haben. Überall im Land Brandenburg können sie nicht immer gleich präsent sein.

Konstatieren kann man, dass die Fachstelle ein sehr guter Ansatz ist, der eigentlich ausgebaut werden müsste – und zwar dringend. Denn, so ergaben damals die Gespräche mit dem Polnischen Sozialrat in Berlin: Wo die Beratung für ein Problem erfolgt, erkennt man schnell, dass noch viele andere Probleme vorhanden sind, die dringend gelöst werden müssten. Das Projekt Migration und Gute Arbeit Brandenburg berät und betreut jedoch nur arbeits- und sozialrechtliche Fragen– und die zweiten nur in bestimmten Fällen. Andere Probleme müssen sie ausblenden und an andere Stellen verweisen.

Ein Fazit

Wird den Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt nicht umfassend frühzeitig begegnet, können diese sich zu größeren Problemen entwickeln, mit der dann die hiesige Gesellschaft umgehen muss. Die Fachstelle leistet viel, ist aber, was das Personal anbetrifft, nicht ausreichend aufgestellt, um alle migrantischen Arbeitnehmer*innen zu erreichen und arbeitsrechtlich zu beraten. Hier vergibt sich das Land, trotz des positiven Ansatzes, eine Chance der Integration vieler Migrant*innen, auch diesen aus unserem Nachbarland Polen.

Informationen zum Projekt und seiner Beratungsmöglichkeiten kann man finden unter: http://www.berlin.arbeitundleben.de/migration-und-gute-arbeit/fachstelle-migration-und-gute-arbeit-brandenburg.html

Christian Schmidt (Vorsitzender GdpN-Sąsiedzi e.V.) / Jarosław Górski (stellvertretender GdpN-Sąsiedzi e.V.)