„Migration und Gute Arbeit“ bringt Probleme polnischer Arbeitnehmer an das Tageslicht – Besuch eines Brandenburger Beratungsprojektes

Sąsiedzi heißt auf Deutsch Nachbarn. Als Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft – Sąsiedzi e.V. gilt dieses Wort nicht nur im zwischenstaatlichen Sinne. Es heißt auch, mal zu schauen, wo die Probleme zwischen den deutsch-polnischen Nachbarn hier im Land liegen.

In diesem Sinne trafen wir uns vor einiger Zeit mit dem Amtsdirektor von Gartz, Frank Gotzmann, und mit dem Berliner Projekt „Polnischer Sozialrat / Polska Rada Społeczna“.

Wir, Christian Schmidt und Jarosław Górski als Vertreter von Sąsiedzi, trafen uns nun mit Joanna Hubert und Magdalena Stawiana. Beide arbeiten in der Fachstelle für Migration und Gute Arbeit Brandenburg.

Was bedeutet gute Arbeit, haben wir uns gefragt? Geht es hier um die Frage: wie finde ich meine Berufung? Wie kann ich viel Geld verdienen? Nein, so ist es nicht. „Gute Arbeit bedeutet für uns, dass die rechtlichen Grundlagen der Arbeit beachtet werden und Arbeit ohne Ausbeutung, zu fairen Arbeitsbedingungen gestaltet wird.“ klärt Magdalena Stawiana auf. Es geht um. Das ist doch der Standard, dachten wir. Die Erfahrungen der Fachstelle zeigen, dass das nicht immer der Fall ist.

Joanna Hubert und Magdalena Stawiana bieten als Muttersprachlerinnen in der Fachstelle ratsuchenden Polinnen und Polen Beratung in Sachen Arbeitsrecht sowie Unterstützung in Fällen von Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung.

Die Fachstelle für Migration und Gute Arbeit Brandenburg mit Sitz in Potsdam berät auch in Frankfurt an der Oder sowie mobil in ganz Brandenburg – vertraulich, kostenlos und unabhängig von Staatsangehörigkeit, Aufenthaltsstatus, Zugehörigkeit zu Gewerkschaften und Arbeitserlaubnis. Bei Fragen zum Lohn, dem Arbeitsvertrag, Kündigung, Arbeitsschutz, Sozial- und Rentenversicherung und vielen anderen Themen rund um die Arbeit versucht die Fachstelle eine arbeitnehmerorientierte Lösung zu finden. Sie bietet aber ebenso Schulungen für Multiplikatoren an und Vernetzung regionaler Akteure. Sie organisiert auch Infoaktionen für migrantische Arbeitnehmer*innen in verschiedenen Branchen, wie Landwirtschat oder Transport. Gefördert wird die Fachstelle durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg.

Die Fachstelle berät in polnischer, deutscher, englischer, russischer, französischer Sprache, in Arabisch und.

Gleichzeitig bietet ihr Erfahrungsschatz Möglichkeiten der Beratung für die Brandenburger Landespolitik.

Wie verhält es sich nun bei den polnischen Migrant*innen und guter Arbeit im Sinne der Fachstelle? Naturgemäß wenden sich nur Menschen an die Fachstelle, die Probleme haben. Insofern besteht in der Fachstelle keine Übersicht über die insgesamte Lage der polnischen Migrantinnen und Migranten.  Jedoch ist klar festzustellen, dass manche Arbeitgeber jedes Mittel nutzen, um Geld zu sparen. Dazu nutzen sie die häufig nicht ausreichende Kenntnis der deutschen Sprache bei migrantischen Kolleg*innen, aber auch ihre Unkenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland aus. Und das passiert unabhängig von der Herkunft der MigrantInnen.

Hier helfen dann Joanna Hubert und Magdalena Stawiana weiter. Der Stellenansatz ist gering, wenn man bedenkt, dass Polinnen und Polen die größte  Einwanderergruppe aus dem europäischen Raum in Brandenburg ist.

Zu bedenken ist, dass sich nur Migrant*innen an sie wenden, die davon Kenntnis haben. So werden viele Anfragen erst dort gestellt, wenn die beiden die Flyer der Fachstelle mit Informationen verteilt haben. Überall im Land Brandenburg können sie nicht immer gleich präsent sein.

Konstatieren kann man, dass die Fachstelle ein sehr guter Ansatz ist, der eigentlich ausgebaut werden müsste – und zwar dringend. Denn, so ergaben damals die Gespräche mit dem Polnischen Sozialrat in Berlin: Wo die Beratung für ein Problem erfolgt, erkennt man schnell, dass noch viele andere Probleme vorhanden sind, die dringend gelöst werden müssten. Das Projekt Migration und Gute Arbeit Brandenburg berät und betreut jedoch nur arbeits- und sozialrechtliche Fragen– und die zweiten nur in bestimmten Fällen. Andere Probleme müssen sie ausblenden und an andere Stellen verweisen.

Ein Fazit

Wird den Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt nicht umfassend frühzeitig begegnet, können diese sich zu größeren Problemen entwickeln, mit der dann die hiesige Gesellschaft umgehen muss. Die Fachstelle leistet viel, ist aber, was das Personal anbetrifft, nicht ausreichend aufgestellt, um alle migrantischen Arbeitnehmer*innen zu erreichen und arbeitsrechtlich zu beraten. Hier vergibt sich das Land, trotz des positiven Ansatzes, eine Chance der Integration vieler Migrant*innen, auch diesen aus unserem Nachbarland Polen.

Informationen zum Projekt und seiner Beratungsmöglichkeiten kann man finden unter: http://www.berlin.arbeitundleben.de/migration-und-gute-arbeit/fachstelle-migration-und-gute-arbeit-brandenburg.html

Christian Schmidt (Vorsitzender GdpN-Sąsiedzi e.V.) / Jarosław Górski (stellvertretender GdpN-Sąsiedzi e.V.)

 

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